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Offener Brief der Fanszene Bochum nach dem Aufstieg

Glück auf VfL’er,

noch immer kommt es einem vor wie ein unwirklicher Traum… Nach 11 langen Jahren Abstinenz kehrt der VfL ins Oberhaus zurück. Eine unglaubliche Saison mit sehr vielen Höhen und wenigen Tiefen geht zu Ende.

Unser Lob und Dank gilt allen Beteiligten, die diesen Weg zum Erfolg geebnet haben. Vom operativen Vorstand, Trainer, Zeugwart bis natürlich zur Mannschaft: Ihr habt in den vergangenen 12 Monaten großartiges geleistet! Den VfL vom 15. Tabellenplatz mitten im Abstiegskampf zur Meisterschaft in der 2. Bundesliga geführt. Leider ist aber auch bei jedem VfL-Fan ein weinendes Auge vorhanden, da man diese fantastische Saison nicht im Ruhrstadion begleiten durfte und konnte. Trotzdem haben wir es gemeinsam mit vielen weiteren VfL’lern aus der aktiven Fanszene, denen natürlich auch viel Dank gebührt, geschafft Wege und Mittel zu finden, um der Mannschaft und dem Verein die
Unterstützung und Rückendeckung der VfL-Fangemeinde zu signalisieren. Insgesamt hat man gesehen, wozu der Verein fähig ist, wenn man in Bochum an einem Strang zieht.

Nichtsdestotrotz kam es aber auch in den vergangenen Tagen zu einigen Vorgängen und Ereignissen, die uns zutiefst beunruhigen und traurig stimmen. Zunächst wurde immer wieder von Seiten der Polizei Bochum, der Stadt Bochum und auch des VfL Appelle an die Fans gerichtet, im Falle eines Aufstiegs nicht zum Ruhrstadion zu kommen und den Aufstieg zu Hause zu feiern. Dabei ist die Blauäugigkeit der Behörden schon ziemlich verblüffend. Der immense Stau an Emotionen, der sich nach 11 Jahren Leidenszeit angehäuft hatte und nur darauf wartete, endlich rausgelassen zu werden, ist schier erdrückend gewesen. Einem VfL-Fan in dieser Situation zu erklären er solle diese in seinen eigenen vier Wänden auslassen und dort feiern, ist überaus naiv. Zusätzlich wurde diesem Appell eine anmaßende Spur verliehen, da nach außen hin keinerlei Bemühungen stattfanden, um den Fans eine vernünftige Alternative zu bieten. Dabei stand der VfL Bochum seit dem 15. Spieltag auf einem Aufstiegsplatz, womit sicherlich genug Zeit dafür vorhanden war. Dass der Oberbürgermeister als Repräsentant der Stadt Bochum, die mitwirkend hinter dem bereits benannten Appell steckt, seine Position ausnutzt und das Spiel im Stadion anguckt, ist nach so einem Appell nicht nur eine bodenlose Frechheit, sondern ein herber Schlag ins Gesicht eines jeden VfL’ers! Sie predigen Wasser aber trinken Wein, Herr Eiskirch!

Jedoch war damit das schlimmste bei weitem noch nicht erreicht. Das Vorgehen der Polizei am Sonntag schockiert uns zutiefst. Man hatte im Vorfeld davon gesprochen am Sonntag deeskalierend wirken zu wollen und mit einem gesunden Maß vorzugehen. Jedoch stellen sich nach Sonntag folgende Fragen an die Polizei:

- Was hat es mit Deeskalation zutun, den Fans, die nichts anderes wollen als den 11 Jahre lang ersehnten Aufstieg friedlich zu feiern, per Lautsprecherdurchsage zu drohen sie durch Gewalt wegzuräumen?

- Was hat es mit Deeskalation zutun, sich unter Anwendung von Gewalt den Weg durch Menschenmassen zu bahnen und dabei teilweise auch körperlich gegen Frauen und Kinder vorzugehen, um jemanden wegen einer nichtigen Ordnungswidrigkeit festzunehmen?

- Was hat es mit Deeskalation zu tun, bewaffnet auf bereits festgenommene und wehrlos auf dem Boden fixierte Personen einzuschlagen und einzutreten, obwohl diese keinen Widerstand leisten?

- Was hat es mit Deeskalation zu tun, wenn man durch provozierende Beleidigungen per
Lautsprecherdurchsage auffällt?

- Inwieweit erhofft man sich eine Einhaltung von Mindestabständen, wenn man größere Massen immer enger zusammendrückt und Teile der Castroper Str. absperrt, anstatt zu ermöglichen, dass durch eine breite Verteilung über diese die Mindestabstände eingehalten werden können?

- Warum sperrt man das Stadionumfeld ab und nimmt damit in Kauf, dass sich größere Massen am und ums Impfzentrums herum bilden, obwohl man dieses eigentlich freihalten wollte?

Die Polizei hat am Sonntag auf voller Linie versagt und ist weder deeskalierend noch mit einem gesunden Maß aufgetreten. Die Verletzung der anwesenden Personen wurde durch das Vorgehen der Polizei billigend in Kauf genommen. Man könnte meinen, die Hundertschaften der Polizei wären dankbar dafür gewesen, mit dem einfachen Fußballfan endlich wieder die Sau durch das Dorf treiben zu können. Dabei trat insbesondere die, schon oft negativ aufgefallene, BFE-Einheit als besonders motiviert und knüppelfreudig in Erscheinung. Ebenfalls entstand der Anschein, die Polizei wolle sich Fans für die „überraschende“ Anzahl an Fans, die bei der Verabschiedung der Mannschaft nach Nürnberg erschien, rächen.

Als die Mannschaft am 15.05.2021 nach Nürnberg verabschiedet wurde, lief alles friedlich ab und es kam zu keinerlei Ausschreitungen. Den Zahlen nach zu urteilen, wurde das Infektionsgeschehen kaum beeinflusst – im Gegenteil: Die Infektionszahlen sanken seitdem. Nach Sonntag stellt sich nun die Frage, weshalb die Polizei nicht dieselbe Strategie wählen konnte; denn dies hätte jegliche Eskalation verhindern können! Sieht man in andere Orte der Republik, kam es nirgendwo, wo sich die Behörden zurückhielten und den Fans Freiraum ließen, zu irgendwelchen Auseinandersetzungen.

Zur Sicherheit: Natürlich ist es absolut daneben, wenn Steine und Flaschen in Massen mit VfL-Fans geworfen werden, und diese dadurch gefährdet werden. Keine Frage, dass sowas in Zukunft dringend unterlassen werden muss und wir von solchen Aktionen Abstand nehmen! Letztendlich wird aber so gut wie überall das Bild suggeriert, Menschen seien am Sonntag lediglich mit dem Ziel „Randale auszuüben“ aufgetaucht.

Dabei täte es der Polizei gut zu erkennen, dass niemand da war, um irgendwelche „Ausschreitungen“ auszulösen und dass sie durch ihr provokantes, wildes und eskalierendes Verhalten die Situation selbst zum Ausarten brachte und auch Gegenreaktionen selbst provozierte. Dabei scheint Volker Schütte, Sprecher der Polizei Bochum, die Gunst der Stunde zu nutzen, um seine 5 Minuten Ruhm abzusahnen, anstatt die Wogen zu glätten und mal das eigene Vorgehen zu hinterfragen. Sie machen sich lächerlich, Herr Schütte!

Eine große Rolle für die überhitzte Situation spielt hierbei sicherlich die lokale Presse, die sich nach der Busverabschiedung nach Nürnberg auf mögliche Coronaverstöße und Ausschreitungen beim Aufstieg einschoss, wobei das eigentliche Thema, der Aufstieg, fast schon in den Hintergrund rückte. Es wirkt schon arg danach, als hätten die Medien nur auf Szenen wie zuvor im Osten der Republik gewartet, um was möglichst Spektakuläres zu Papier zu bringen. Eine Eskalation seitens der Polizei, die durch die sensationsgeile Berichterstattung in Druck geriet, stand also nicht mehr im Wege. Letztendlich stand man und steht man momentan den Schmierfinken einer bekannten Boulevard- Zeitung (jeder weiß, wer gemeint ist), in Nichts nach! Feiernde Fans werden hier zunehmend kriminalisiert und als Auslöser sämtlicher „Ausschreitungen“ betitelt. Die Einsatzberichte der Polizei wurden größtenteils ohne jegliches Hinterfragen kopiert. Dabei scheint differenziertes Berichten in diesem Zusammenhang momentan ein Fremdwort für jegliche Institutionen aus der lokalen und auch nationalen Presse zu sein.

Insgesamt lässt sich sagen, dass sich sämtliche Behörden nicht grade mit Ruhm bekleckert haben und (ob im Vorfeld oder am Sonntag) in keiner Weise versucht haben für eine Deeskalation zu sorgen. Dabei fordern wir die Behörden zu einer lückenlosen Aufarbeitung der Geschehnisse in den eigenen Reihen auf und erwarten, dass in Zukunft bedachter und mit mehr Fingerspitzengefühl vorgegangen wird!

Besonders enttäuscht sind wir darüber, dass der Verein lediglich das Verhalten der eigenen Fans hinterfragt und extra eine „Krisensitzung“ einberuft. Hinterfragt auch das Verhalten der Behörden und fragt euch, ob ihr alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt habt, um den VfL-Fans eine Alternative zu bieten! Eure Stellungnahme macht auf jeden Fall nicht den Eindruck!

Schließlich möchten wir uns nochmal an alle Bochumer wenden, die am Sonntag durch die Polizei Verletzungen davongetragen haben, Opfer von Polizeigewalt wurden oder mit juristischen Nachspielen in Form von Anzeigen o.ä. belangt wurden oder rechnen müssen. Ihr seid nicht allein! Meldet euch unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Zum Abschluss möchten wir nochmal der Mannschaft für die großartige Saison danken. Ihr wart überragend und wir freuen uns tierisch auf die Bundesliga!

Bleibt alle gesund!

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Ultras Bochum 1999
Pottential Witten
Fantastic Supporters 1995
Voll Blau Bochum
Commando Bochum
Bistro Boys Bochum
Ruhrpottkanaken Schwedt
Blue-White Generation
Projekt 1848
Faninitiative Bochum
Cuadrilla Bochum
Semper Fidelis
Tradición 1848
Tief im Süden
SC98
La Onda
Block-Q-Supporters
BWF’94 Block-A
Bo-City
Sektion Blau Weiß
Azzurro Bochum 1999

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